Pfingstrosen in der Phytotherapie

Ein Tag mit den Rosen der Götter

Motivation

Nicht zu Unrecht wurde die Gattung der Pfingstrosen nach dem mykenischen Heilgott „Paieon“ benannt. Die Zeiten, in denen verletzte Götter mit Päonien geheilt werden mussten, sind allerdings vorüber. Dafür besteht heute dringender Bedarf an Therapieoptionen für unzureichend verstandene und schwer therapierbare Störungen des menschlichen Immunsystems. Kann die Götter heilende Rose hier vielleicht von Nutzen sein?

Sucht man eine westliche Pflanzenarznei zur wirksamen Behandlung von Muskelspasmen und Krämpfen, gelangt man rasch in die Welt der nebenwirkungsreichen und für Laien schwer dosierbaren Alkaloiddrogen. In der Regel endet die Suche mit Unsicherheit vor einem Mohngewächs oder ehrfürchtig vor der Tollkirsche. Alternativ in Frage kommende Doldenblütler, wie z.B. das Bischofskraut oder bestimmte Engelwurzarten, hat die westliche Phytopraxis aus mangelnder Auseinandersetzung und überzogener Risikobewertung schon lange aus der Hand gegeben.

Hier bietet die Pfingstrose ein weitgehend unbedenkliches, für die häusliche Galenik hervorragend geeignetes und erstaunlich breit einsetzbares Spasmolytikum an. Als solches besitzt die Steppenpflanze nicht nur eine jahrhundertelange Tradition in der asiatischen Medizin, sondern zeigt auch in klinischen Studien bei Restless Legs Syndrom, Darmkrämpfen, Spasmen der Gesichtsmuskulatur oder Menstruationsbeschwerden mit Krämpfen gute Wirksamkeit. Selbst bei den schwer zugänglichen Myotonien, also angeborenen „Muskelrelaxationsstörungen“, zeigt die Pflanze klinische Erfolge. Von einer Heilpflanze aber, die in der Mythologie auch von der Göttin Artemis zur Auferweckung von Toten genutzt wurde, ist aber noch mehr zu erwarten.

Abb. oben: Die Wurzel der Weiß-Pfingstrose sieht unspektakulär aus und schmeckt ebenso zurückhaltend sauer bis leicht bitter. Das wirksamkeitsbestimmende Prinzip sind gut wasserlösliche Monoterpenglykoside, weshalb sich die Droge optimal für die Teezubereitung eignet.

Die Gattung Paeonia öffnet den Weg zu unzureichend verstandenen und schwer therapierbaren Erkrankungen, bei denen entweder das angeborene Immunsystem oder bestimmte Autoantikörper eine Schlüsselrolle für entzündliche Prozesse spielen. Für den Therapeuten bietet die Wurzeldroge mittlerweile eine begründbare Begleittherapie für z.B. rheumatoide Arthritis, Gicht, Sjögren-Syndrom, primär biliäre Cholangitis sowie für Störungen des Komplementsystems und des sog. Inflammasoms an. Ebenfalls erstaunlich ist eine spezielle antithrombotische Wirkung auf das Gerinnungssystem, dessen Prinzip man seit vielen Jahren mit synthetischen Arzneistoffen vergeblich zu imitieren erhofft.

Die Pfingstrose schenkt eine einzigartige Arznei, indem sie auf drei „Säulen“ des angeborenen Immunsystems beruhigend wirkt und damit Therapieoptionen eröffnet, die für westliche Arzneipflanzen in dieser Weise noch nicht bekannt sind.

Abb. oben: Im Konzept der TCM vermag die Weiße Pfingstrose den Funktionskreis Leber zu harmonisieren und zu "erweichen". Die moderne Forschung bestätigt eine spasmolytische und antifibrotische Wirkung.

Seminarziel

Ziel der Veranstaltung ist eine ausreichend tiefe Begegnung mit der Pfingstrose als Arznei, um diese bei einer Reihe von ausgewählten Störungen verantwortungsvoll und sicher anwenden zu können. Die Auseinandersetzung mit der Pflanze umfasst neben moderner Phytopharmakologie und Forschung besonders die Rolle der Arznei in der traditionellen chinesischen Medizin. Für jedes Anwendungsgebiet wird das Rezeptieren an Hand eines Fallbeispiels gemeinsam geübt, um zur Phytopraxis überzuleiten und sinnvolle Drogenkombinationen kennen zu lernen.

Leistungsumfang:

  • Interaktives Seminar
  • Anschauungsdrogen
  • Teeverkostung
  • Rezepturtraining
  • Umfangreiches Handout mit Rezeptbeispielen und Übungen

Anmeldung: