Kopfschmerzen und Migräne in der Phytotherapie

Neues Ufer zwischen Himmelshanf und Weihbusch

Vorschau & Motivation

Beim einen hilft Himmelshanf mit Szechuan-Liebstöckel, beim nächsten Mutterkraut und beim anderen wiederum Großblatt-Enzian gegen Kopfschmerzen. Warum ist das so? Müssen Leidgeplagte und Therapeuten durch Versuch und Irrtum die passende Arzneipflanze finden? Wie lautet die Antwort einer zeitgemäßen Heilpflanzenpraxis auf rund 200 klassifizierte Kopfschmerztypen und die variantenreiche Migräne?

Während die westliche Phytotherapie gegenwärtig ohne Rücksicht auf klinische Zeichen und ohne Bezugnahme auf den gesamten Organismus gerade einmal vier Arzneipflanzen bei Migräne und primären Kopfschmerzen für die Begleittherapie empfiehlt, bietet die traditionell chinesische Phytotherapie nicht nur dutzende Drogen mit guter klinischer Erfahrung, sondern vor allem ein rationales Konzept für eine begründbare Pflanzenauswahl an.

Abb. oben: Bei wetterbedingten Kopfschmerzen kann die Wurzel des Großblatt-Enzians hilfreich sein. Für einen bitteren Inhaltsstoff wurde eine hemmende Wirkung auf Schmerzrezeptoren im limbischen System mit Einflussnahme auf das Schmerzgedächtnis nachgewiesen. Auch in der heimischen Flora gibt es Pflanzenarten mit diesem analgetischem Ökomon. (Foto: Vogt)

Bereits einfache Fragen, wie z.B. Lage der Kopfschmerzen, Mitbeteiligung der Augen, Wetterabhängigkeit, Bezug zum weiblichen Zyklus oder Temperaturempfindung, führen auch den Anfänger rasch zu einer differenzierten Arzneipflanzenwahl.

Mit medizinischem und pharmakologischem Hintergrundwissen öffnen sich vorerst fremd anmutende „Wind vertreibende“-, „Leber besänftigende“- oder „Blut-Stase lösende“-Arzneien auch für unser westliches Heilpflanzenverständnis und bieten neue Wege für die aktuell unbefriedigende Behandlung von Kopfschmerzen an.

Abb. oben: Gerade einmal 2-3 mm Durchmesser besitzen die Früchte des Rundblatt-Vitex. Sie werden in der TCM unter anderem bei Kopfschmerzen durch „Wind“ mit Beteiligung der Augen genutzt. Auch koreanische Ärzte nutzen die Droge, um die Wirkkraft anderer Arzneien auf den Kopf zu lenken. Können wir der allgemein entzündungshemmenden Weidenrinde vielleicht so eine Wirkungsrichtung geben? (Foto: Vogt)

Im Seminar werden ausgewählte Arzneipflanzen hinsichtlich Wirkung, Dosierung, möglicher Nebenwirkungen und Kontraindikationen für eine zeitgemäße und verantwortungsvolle Phytotherapie vorgestellt. Neben der Besprechung von traditionellen Rezepturen wird als Vorbereitung für die Phytopraxis an Hand von Aufgaben und Fallbeispielen das Rezeptieren gemeinsam geübt.

Die Fortbildung ermöglicht motivierten Betroffenen, an Ethnomedizin Interessierten und Therapeuten einen naturwissenschaftlichen und therapieorientierten Einstieg in das rationale Konzept der TCM zur pflanzlichen Begleitung von Kopfschmerzen und Migräne. Darüber hinaus wird eine Brücke zu „Kopfschmerz-Pflanzen“ der europäischen Phytotherapie mit einem Update errichtet.

Abb. oben: Die Blütenstände der bekannten Braunelle werden in der TCM bei Kopfschmerzen durch „aufsteigendes Leber-Yang“ verwendet. Während die chin. Medizin bereits vor einem Jahrtausend bestimmte Kopfschmerzen mit leberwirksamen Pflanzen therapierte, erkannte man in Europa die „Leber-Kopf-Beziehung“ durch Nachweis des Leberkomas erst im 17. Jahrhundert. (Foto: Vogt)
Abb. oben: Die Gebirgsangelikawurzel besitzt in Tibet und China eine lange Tradition speziell bei Hinterhaupts-Kopfschmerz. Das Vielstoffsystem aus Furocoumarinen bremst zwei entzündungsfördernde Stoffwechselwege, die bei Kopfschmerzen eine Rolle spielen. Besonders interessant ist die nachgewiesene Hemmwirkung auf eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit, die bei Migräne von Bedeutung ist. (Foto: Vogt)

Seminarleistung

  • Einführung in das rationale Konzept der TCM bei Kopfschmerzen
  • Kennenlernen ausgewählter TCM-Drogen aus traditioneller, wissenschaftlicher und therapeutischer Perspektive
  • Anschauungsmaterial (Drogen) mit Verkostungsmöglichkeit
  • Evaluierung historischer Rezepte und gemeinsame Rezeptentwicklung
  • Forschungsupdate für Weide und Mutterkraut
  • Ausstellung der drei therapierelevanten heimischen Weiden
  • Handout
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