Innere Wege zum Auge

Von Ethnobotanik und alten Medizintraditionen zur modernen Phytotherapie

Motivation

Lässt sich Alterssichtigkeit mit Glanz-Liguster, Chinesischem Bocksdorn und anderen adaptogenen „Ergänzungsarzneien“ hinauszögern? Wie wendet man Ginkgo bei seniler Makuladegeneration richtig an? Bei welchem Typ von Netzhautschädigung ist der Einsatz von Rotwurzel-Salbei klinisch sinnvoll? Sind Burzeldorn und Saposhnikovia bei nicht-infektiösem Augenjucken eine Alternative zu antiallergischen Augentropfen? etc.

Durch das weitgehende Fehlen von anerkannten „Augenheilpflanzen“ in der modernen europäischen Phytotherapie, führt die Suche in fremde Medizintraditionen und in die experimentelle Forschung, deren Zusammenführung für eine verantwortungsvolle Phytopraxis im Fokus der Fortbildung steht.

Abb. oben: „Macht trübe Augen hellsichtig“, weiß jeder Heilpflanzenkundige von der Weinraute. Doch wie wendet man sie an? Bis zur negativen Beurteilung durch die Expertenkommission E wurde das Rautengewächs seit der Antike als Augenarznei geschätzt. Versteht man ihr Wirkprinzip am Auge, lassen sich andere Pflanzen zu einem unbedenklichen Ersatz kombinieren. (Foto: Vogt)
Abb. oben: Die Kwakiutl- und Flathead-Indianer nutzen die Früchte der Schneebeere bei Augenverletzungen in Form von Breiumschlägen. Für das in der Pflanze enthaltene Lanosterol konnte eine spezifische Wirkung gegen Grauen Star entdeckt werden. Reicht das für eine moderne „Augenheilpflanze“ schon aus? (Foto: Vogt)

Ein Grund für die Verarmung an „Augenheilpflanzen“ in der westlichen Medizin ist die lange Zeit von Geschehnissen im restlichen Organismus isolierte Betrachtung des Lichtsinnesorgans. Dabei legt die moderne Forschung eine Fülle von Beziehungen und „Fernwirkungen“ von anderen Organen zum Auge frei, welche in asiatischen Medizintraditionen seit Jahrhunderten eine rationale Therapiegrundlage liefern.

So begründet beispielsweise die „Öffnung der Leber in die Augen“ den Einsatz von leberwirksamen Arzneien bei bestimmten funktionellen Sehstörungen in der TCM. Darunter befinden sich auch erstaunlich viele die Durchblutung und den Stoffwechsel des Auges manipulierende Pflanzen, wie z.B. Pfingstrose und Enzian.

Abb. oben: In der TCM werden Burzeldornfrüchte (Tribuli fructus) bei Augenerkrankungen genutzt, die durch Hitze in der Leberleitbahn verursacht werden. Die Droge wird gerne mit anderen „Hitze klärenden“- und „die Oberfläche öffnenden“-Arzneien kombiniert. (Foto: Vogt)

Seit Jahrzehnten verhindert die europäische Augenmedizin die Akzeptanz der Phytotherapie auf Grund hygienischer Bedenken bei äußeren Pflanzenanwendungen und ignoriert dabei die Fülle systemischer Therapieoptionen.
Das Fehlen von anerkannten „Augenheilpflanzen“ für die innere Anwendung ist allerdings kennzeichnend für eine Medizin, der über Jahrhunderte keine rationale Eingliederung des Auges in den gesamten Organismus gelungen ist.

Für viele medizinisch meist harmlose, aber hartnäckige und die Lebensqualität oft erheblich einschränkende Störungen wie das allergische, altersschwache, erschöpfte, infektanfällige, juckende, tränende oder trockene Auge, besitzt die westliche Augenmedizin wenig ganzheitliche und oft nur – im wahrsten Sinne des Wortes -oberflächliche Lösungen.

Abb. oben: Das Kraut des bei uns heimischen Winter-Schachtelhalms wird als „Mu Zei“ in der TCM bei oberflächlichen Einschränkungen des Auges wie z.B. Pterygium, also gutartigen Augenbindehautwucherungen, eingesetzt. Die westliche Medizin bietet weder für diese Störung weder eine systemische noch plausible Pharmakotherapie an. (Foto: Vogt)

Veranstaltungsziel

Ziel der Fortbildung ist das gemeinsam Entdecken von „inneren Wegen“ zu unserem Auge mit traditionellen Heilpflanzen. Dabei soll die Frage nach Wirkprinzipien und naturheilkundlichen Hintergrundkonzepten sowie Thematisierung von Dosierung, Nebenwirkungen und Kontraindikationen zu einer achtsamen Phytopraxis hinführen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf tiefliegenden Störungen wie z.B. diabetische Retinopathie, Makuladegeneration, Sicca-Syndrom, Rhinokonjunktivitis oder Pterygium.

Leistung

  • Interaktives Seminar mit Anschauungsmaterial und Drogenverkostung
  • Verständliche Erklärung ausgewählter Störungen am inneren und äußeren Auge
  • Rational begründete Pflanzen- bzw. Drogenwahl durch Vermittlung von Wirkprinzipien (Phytopharmakologie) oder naturheilkundlichen Konzepten
  • Evaluierung und Korrektur alter Rezepturen
  • Gemeinsames Rezeptieren an Hand von Fallbeispielen
  • Umfangreiches Handout mit Therapiepfaden und exemplarischen Rezepten

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